Tappz: Wie eine KI-App aus Bayern internationale Märkte erobert

Mit Tappz machen die beiden Gründer Christopher Heid (25) und Jonas Tillges (25) Künstliche Intelligenz, in Form von alltagstauglichen Apps, für mehr Menschen zugänglich. Und ihr Ansatz funktioniert: Im Januar 2023 erfolgte die Gründung in Rosenheim, anderthalb Jahre und fünf KI-Apps später blickt das Team auf achtstellige Umsätze und 580.000 aktive Nutzerinnen und Nutzer weltweit. Dabei setzt Tappz auf eine Kombination aus frei verfügbaren Funktionen und einem kostenpflichtigen Abonnement-Modell. Der KI-Assistent AI Chat wurde mittlerweile schon über sieben Millionen Mal heruntergeladen. Im Interview sprechen wir mit Co-Gründer Christopher über seine Erfahrung bei der Internationalisierung, über unerwartete Erfolge in Vietnam und wo es auf dem Gründungsweg Unterstützung gab.

Hallo Christopher! Zusammen mit deinem Gründungspartner Jonas Tillges hast du schon während des Studiums erste Ideen für Apps entwickelt. Wann war euch klar, dass ihr euch damit selbstständig machen wollt?

Jonas und ich kennen uns seit der ersten Klasse. Er interessierte sich schon früh für die Entwicklung von Apps. Direkt nach dem Studium haben wir uns 2022 entschlossen, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen. Ich hatte schon ein wenig Gründungserfahrung. Und Jonas baute ohnehin bereits eigene Apps. Unsere Idee war simpel: Wir wollen alltagstaugliche Apps auf KI-Basis entwickeln und vermarkten, die von möglichst vielen Menschen genutzt werden können.

Die beiden Gründer Christopher Heid (25) und Jonas Tillges (25)

Wie kam es zu eurer engen Zusammenarbeit mit dem Stellwerk18 in Rosenheim?

Wir haben 2022 im Stellwerk18 unsere Geschäftsidee gepitcht. Unser Ansatz, digitale Produkte zu entwickeln und mit ihnen an große gesellschaftliche Trends anzuknüpfen, kam beim Stellwerk18 gut an, ebenso bei BayStartUP, von denen wir im gleichen Zeitraum nützliches Feedback auf unser Geschäftsmodell bekamen. Im Stellwerk18 konnten wir nicht nur günstig Büroräume mieten, sondern auch Kontakte in regionale Netzwerke aufbauen. Heute ist unser Hauptsitz in Grünwald bei München, aber wir haben noch immer einen Raum im Stellwerk18, weil wir unsere Verbindungen in die Region weiterhin pflegen wollen.

 

2023 habt ihr Tappz offiziell gegründet – und kurz danach mit AI Chat euren eigenen KI-Chat-Assistenten veröffentlicht. Wie lief der Launch ab?

Wir haben unsere App direkt am ersten Tag fast weltweit gelauncht. Es gab wenige Ausnahmen, unter anderem Russland und Iran. Die Veröffentlichung selbst funktionierte über den App-Store relativ unkompliziert.

 

Eine erfolgreiche Markteinführung hängt bekanntlich von vielen Faktoren ab. Auf was habt ihr damals besonders geachtet?

Wir hatten ein gutes Timing, die Themen KI und ChatGPT werden gerade intensiv medial behandelt. Gleichzeitig hat sich unser Chat-Assistent in Sachen Benutzerfreundlichkeit und intuitiver Führung positiv von anderen Apps unterschieden. Auch technisch lief es bei uns die meiste Zeit ohne Probleme, während andere Chatbot-Apps damals schnell überlastet waren. Deren Nutzer sind schon nach kurzer Zeit auf der Suche nach etwas Neuem in den App-Store zurückgekehrt. Gleichzeitig gab es noch keine vergleichbaren Produkte im Bereich Mobile Apps bei den großen Tech-Konzernen.

„Nach dem Launch schossen die Downloadzahlen in sehr kurzer Zeit in Vietnam in die Höhe.“

Tappz machte schon im selben Jahr positive Schlagzeilen. Unter anderem wurdet ihr mit AI Chat über Nacht in Südostasien zum Verkaufsschlager. Wie kam es dazu?

Nach dem Launch schossen die Downloadzahlen in sehr kurzer Zeit in Vietnam in die Höhe, damals waren es um die 60.000 Downloads am Tag. Dadurch hatten wir nach zwei Wochen fast eine Million Kunden auf unserer Plattform. Das war schon etwas überraschend für uns. Heute vermuten wir, dass die Suchanfragen nach KI-Apps damals aufgrund medialer Ereignisse in der Region besonders hoch waren. Allerdings hat sich die internationale Gewichtung bei unseren Downloadzahlen und Umsätzen auch schnell verschoben.

 

Eure Downloadzahlen stiegen schnell auch in anderen Ländern. Inwiefern hatte der Erfolg in Vietnam damit zu tun?

Der kurzfristige Erfolg in Südostasien war unerwartet. Wie der Algorithmus des App Stores funktioniert, ist bekanntermaßen geheim. Wir vermuten, dass damals die vielen Downloads in Vietnam dabei geholfen haben, dass AI Chat auch für Nutzer anderer Märkte schnell sichtbar wurde. Heute ist Nordamerika mit Abstand unser Hauptabsatzmarkt, während Asien den zweiten und Europa den dritten Platz belegt.

 

Warum hat sich die App auf dem internationalen Markt schneller etabliert als in Deutschland?

Als wir die ersten Apps entwickelt haben, war uns bewusst, dass unsere Hauptzielgruppe nicht in Deutschland zu finden sein wird. Denn Apps im Abonnement-Modell haben es auf dem deutschen Markt tendenziell schwierig. Die Bereitschaft, für Tools und Applikationen zu zahlen, ist in anderen Ländern höher. Aber natürlich haben wir auch in Deutschland eine Nutzerschaft aufgebaut. Mittlerweile ist es unser viertgrößter Absatzmarkt.

 

Welche Faktoren spielten bei der Internationalisierung außerdem noch eine Rolle, zum Beispiel in Hinsicht auf eure Technologie?

In unserem Fall geht es auch um die Größe der jeweiligen Märkte für die genutzten Endgeräte. Unsere Apps sind auf iPhones ausgerichtet. In Deutschland haben diese nur einen Marktanteil von etwa einem Drittel. In Nordamerika dagegen nutzen viel mehr junge Menschen das iPhone – und gerade diese Zielgruppe ist besonders affin für KI-Technologie. Auch in Asien sind die Nutzerzahlen beim iPhone hoch.

„Diverse Teams sind meiner Meinung nach kreativer.“

Das eigene Unternehmen global aufzustellen, kann zur Herausforderung werden. Was musste im Fall eurer Apps bei der Distribution im Ausland beachtet werden?

Die Eigenheiten des App Stores machen es für uns relativ unkompliziert: Als Unternehmen bestimmt man im Vorhinein nur, in welchen Ländern das jeweilige Produkt verfügbar sein soll. Aber natürlich mussten wir die Apps auch passend lokalisieren. Das bedeutet zum Beispiel, dass wir sie für den amerikanischen Markt schon früh auch in chinesischer Sprache zur Verfügung gestellt haben, weil ein relevanter Teil der Bevölkerung – zum Beispiel an der Westküste – chinesisch spricht. Man passt die Apps an lokale Gegebenheiten an. Das ist auch beim Preismodell wichtig, weil die Kaufkraft je nach Region unterschiedlich ist.

 

Ihr seid heute ein 12-köpfiges Team mit Mitarbeitenden aus sechs verschiedenen Ländern. Inwiefern profitiert ihr von dieser Diversität?

Diverse Teams sind meiner Meinung nach kreativer. Je vielfältiger die Erfahrungen und Perspektiven der Leute sind, die an einem Produkt arbeiten, umso besser kann das jeweilige Produkt am Ende auch für eine breitere Zielgruppe funktionieren. Außerdem war es uns wichtig, dass unsere Mitarbeitenden bereits Erfahrung in der Entwicklung erfolgreicher Apps haben und viel Talent mitbringen. Deswegen haben wir auch auf internationaler Ebene gesucht und so innerhalb kurzer Zeit ein tolles Team aufgebaut.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Christopher!