Kosmetik Leimer: Nachhaltigkeit und Nachfolge in einem Traditionsbetrieb

Von der Auszubildenden zur Inhaberin: Kosmetikerin Laura Friedrich hat mit nur 24 Jahren die Unternehmensnachfolge im Traditionsbetrieb Kosmetik Leimer in Passau angetreten und ist jetzt Chefin in jenem Salon, in dem sie vor nicht allzu langer Zeit selbst das Handwerk gelernt hat. Wir haben mit Laura über ihren Weg zum eigenen Betrieb gesprochen, wo sie während der Übernahme Unterstützung bekam und warum sie im Geschäftsalltag auf Nachhaltigkeit achtet.

Laura, du hast den Betrieb übernommen, in dem du selbst ausgebildet wurdest. Wann kam dir zum ersten Mal der Gedanke dazu? 

Schon gegen Ende meiner Ausbildung hat mir meine Chefin das zum ersten Mal angeboten. Damals war klar: Ich werde ihre letzte Auszubildende sein. Und jemand soll den Betrieb irgendwann einmal weiterführen. Sie war sehr zufrieden mit meiner Arbeit und konnte sich vorstellen, dass ich in ihre Fußstapfen trete. Das fand ich natürlich toll, allerdings war ich damals noch sehr jung. Ich habe dann noch ein paar Jahre Erfahrung gesammelt, bin dazwischen auch ein Jahr nach Linz gegangen, bevor ich das Geschäft 2023 übernommen habe. Und im Nachhinein war das der richtige Weg.  

Du hast Kosmetik Leimer zusammen mit einer langjährigen Mitarbeiterin übernommen. Warum war dir das wichtig?

Ich hatte zu Beginn zwei Angestellte. Eine von beiden war eine langjährige Mitarbeiterin in unserem Betrieb, die andere habe ich direkt nach der Übernahme eingestellt. Zusammen mit meiner ehemaligen Chefin, Monika Leimer, waren wir dann zu viert vor Ort. Das war natürlich eine gute Ausgangssituation, weil meine Kolleginnen einerseits alle Abläufe kannten und die familiäre Situation erhalten blieb. Gleichzeitig war es für unsere Kundinnen und Kunden optimal, weil sie von vertrautem Personal betreut wurden. Zusätzlich habe ich damals noch zwei Studentinnen als Aushilfen eingestellt, die uns bei organisatorischen Aufgaben unterstützt haben.

Bei der Übernahme warst du selbst noch recht jung. War es für dich eine Herausforderung, auf einmal als Vorgesetzte gegenüber deinen Kolleginnen aufzutreten?

Als ich den Salon letztes Jahr übernommen habe, war ich 24. Und ja, es fühlte sich anfangs schon anders an, als Chefin vor Ort zu sein. Gleichzeitig war es keine Herausforderung, weil das Team für mich schon immer wie eine zweite Familie war. Ich sehe mich als Teammitglied und meine Mitarbeiterinnen als Kolleginnen. Genauso kommunizieren wir das auch gegenüber unseren Kunden. Wir haben einen sehr freundschaftlichen, familiären Umgang. Und der Altersunterschied spielt dabei erstmal keine Rolle, denn der gegenseitige Respekt war von Anfang an da. Für mich gilt auch als Chefin: Der Ton macht die Musik. Außerdem sind meine Aufgaben im Laden zu einem großen Teil die gleichen. Ich arbeite noch immer zusammen mit meinen Kolleginnen nah am Kunden. Und natürlich bringe auch ich mal den Müll raus. (lacht)

 

„Es ist wichtig, sich aus der eigenen Komfortzone herauszuwagen. Ein bisschen Risiko gehört zu jeder Gründung dazu."

Euren Salon gibt es seit mehreren Jahrzehnten in Passau, eure Kundschaft kommt zum Teil in dritter Generation zu euch. Stand für dich jemals im Raum, neu zu gründen?

Für mich kam das eher nicht in Frage. In erster Linie, weil ich unseren Laden dafür zu sehr liebe. Außerdem war für mich die Perspektive, einen eingesessenen Betrieb und einen treuen Kundenstamm zu übernehmen, mit viel weniger Risiko verbunden. Die vergangenen Jahre, gerade während der Pandemie, haben das für mich nochmal bestätigt. Neu zu gründen finde ich schon mutig. Wenn das Konzept stimmt, dann klappt so etwas sicher auch. Aber ich finde gerade diesen vertrauten Charme, der von unserem Laden ausgeht, unersetzlich – zum Beispiel der alte Parkettboden, die nostalgischen Kassen zum Drehen oder die leicht knirschende Treppe am Eingang. Das ist ein Kontrast zu den sonst üblichen modernen, weißen Einrichtungen anderer Salons. Wenn unsere Kunden bei uns hereinkommen, dann fühlen sie sich einfach zu Hause. Und ich auch.

Wie lief die Übernahme konkret ab? 

Monika Leimer war mehr als 45 Jahre lang selbstständig und hat dadurch einen unbezahlbaren Erfahrungsschatz, von dem ich vor und nach der Übernahme profitiert habe. Als Chefin kommt natürlich eine ganze Menge an Verantwortung hinzu. Sie hat mich damals langsam an diese Aufgaben herangeführt. Das war besonders bei Themen wie Buchhaltung, Bestellungen, Personalplanung und beim Umgang mit den Produktfirmen wirklich hilfreich. Dadurch war ich zum Zeitpunkt der Übernahme gut vorbereitet. Außerdem hat sie mich zu Beginn bei der Einarbeitung der neuen Kollegin unterstützt, wofür ich sehr dankbar war. Wir haben auch nach der Übernahme noch sehr eng zusammengearbeitet und stehen heute weiterhin regelmäßig im Austausch.

Einen eigenen Betrieb zu führen, bringt nicht nur Chancen mit sich. Gab es für dich auch herausfordernde Momente?

Ja, die gab es auch. Zum Beispiel hat eine unserer Produktfirmen eine ganz bestimmte Make-up-Reihe auslaufen lassen, die bei uns sehr gefragt war. Und mal eben einen Ersatz zu finden, das ist nicht einfach. Denn man möchte den Kunden weiterhin ein Produkt auf hohem Niveau bieten, mit den gleichen Inhaltsstoffen, mit der gleichen Qualität – und das möglichst schnell. Außerdem legen wir viel Wert auf Nachhaltigkeit. Die Suche nach einer neuen Firma, die zu unserem Konzept passt, ist dadurch schon anspruchsvoll. Auch die Verantwortung als Inhaberin war zumindest anfangs eine Herausforderung für mich. Auf einmal hat man Personal, für das man verantwortlich ist. Und weil ich wusste, dass Frau Leimer ein halbes Jahr später in Rente gehen würde, musste ich früh genug jemanden als Ersatz finden. Daneben war auch die Beantragung meines Gründerzuschusses bei der Agentur für Arbeit eine kleine Herausforderung. Bis zur Bewilligung war es ein langer Weg. In dieser Zeit habe ich gelernt, dass man nicht gleich aufgeben darf. 

Wo hast du während dieser Zeit Unterstützung gefunden?

In meinem Fall war das die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Gerade beim Thema Gründerzuschuss habe ich dort viel Unterstützung bekommen, zum Beispiel bei der Erstellung des Businessplans. Außerdem stand mir die Rechtsabteilung durchgehend bei allen Fragen zur Seite, einerseits mit Beratung, aber auch, indem sie zum Beispiel alle meine Einreichungen noch einmal geprüft hat. Auch was die Motivation betrifft, war die Handwerkskammer eine wirklich große Hilfe. Natürlich habe ich auch von meiner Familie, insbesondere von meinem Partner und meinem Schwiegervater, viel Unterstützung während der Übernahme erfahren. Wenn die Familie hinter einem steht, macht das so eine Herausforderung einfacher.

 

„Ich suche den persönlichen Kontakt zu allen Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten. Dabei geht es mir nicht nur um Inhaltsstoffe, sondern auch um den CO₂-Fußabdruck."

Dein Salon setzt vor allem auf Naturkosmetik-Produkte. Wie wichtig ist dir der Nachhaltigkeitsaspekt im Geschäftsalltag? 

Sehr wichtig. Wir legen besonders viel Wert auf die Inhaltsstoffe und die Qualität unserer Produkte, das war schon immer Grundprinzip bei Kosmetik Leimer. Hier liegt die Verantwortung natürlich bei der Geschäftsführung. Deswegen bin ich sehr genau bei der Frage, für welche Firmen ich mich entscheide. Ich schaue mir zum Beispiel an, wie die Hersteller ganz allgemein zum Thema Nachhaltigkeit stehen und wie sie sich vermarkten. Ich suche den persönlichen Kontakt zu allen Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten. Es geht mir dabei nicht nur um die Inhaltsstoffe, sondern zum Beispiel auch um den CO2-Fußabdruck bei der Produktion. Wir setzen wo es geht auf regionale Hersteller. Produkte einer Marke, die wir anbieten, sind in Kartons verpackt, für die der Hersteller mit einer Papiermanufaktur am Tegernsee zusammenarbeitet. Und auch die Tiegel für Cremes sind mittlerweile zu einem großen Teil aus recyceltem Plastik oder aus einer Kombination von Glas und recyceltem Plastik. Sowas ist uns einfach wichtig. Ich finde, auch als kleiner Betrieb kann man darauf achten, dass man Nachhaltigkeit unterstützt.

Welchen Rat würdest du anderen geben, die eine Unternehmensnachfolge planen?

Ich glaube, es ist wichtig, sich aus der eigenen Komfortzone herauszuwagen. Ein bisschen Risiko gehört zu jeder Gründung dazu. Wenn man mit Leidenschaft hinter seinem Projekt steht, dann wird dieser Mut belohnt. Bei mir war das auf jeden Fall so. Und wenn man sich unsicher ist, hilft es manchmal schon, einfach mit Freunden oder der Familie darüber zu sprechen. 

 

Laura, vielen Dank für das Gespräch!