Gruppenfoto mit den Gründern von IFOX Systems

IFOX Systems: Wie ein Landshuter Start-up den Mittelstand fit macht

Mit IFOX Systems helfen Dr. Stefan J. Blöchl, Dr. Mathias Michalicki und Johannes Fürst Industrieunternehmen dabei, Verschwendung und Ineffizienz im Betriebsalltag zu erkennen und zu reduzieren – und leisten dabei einen entscheidenden Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie. Wie die Idee zur Software-Lösung zustande kam, wo es während der Gründung finanzielle Unterstützung gab und warum der Mittelstand gerade jetzt von Start-ups profitieren kann, erklärt uns Co-Gründer Stefan im Interview.

Hi Stefan! Was war der Antrieb hinter der Gründung von IFOX Systems? Gab es einen Moment, in dem euch klar wurde, dass ein Konzept wie eures auf dem Markt fehlt?

Diesen einen Schlüsselmoment gab es in unserem Fall nicht. Ich glaube, die Keimzelle unserer Gründung entstand aus der Doktorarbeit von Mathias, einem unserer Mitgründer, heraus. Er schrieb damals über Kostenrechnung und Controlling in der Lean Produktion. Auf seine Arbeit gab es viel positives Feedback und später dachten wir uns: Eigentlich schade, wenn das Thema jetzt nur in Form eines Buches im Regal verstaubt. Dann entstand die Idee, die Erkenntnisse in der Praxis umzusetzen – also in Form eines Geschäftsmodells – und das ganze gleich digital und mit Softwareunterstützung aufzuziehen.

 

Stand denn zu diesem Zeitpunkt schon ein Team, um die Idee umzusetzen?

Noch nicht ganz. Zu Beginn waren wir nur zu zweit. Aber Mathias und ich wussten natürlich gleich, dass wir jemanden brauchen, der Software programmieren kann. Das konnten wir nicht einfach selbst übernehmen. Also haben wir uns erstmal in unserem Freundeskreis umgeschaut – und sind dabei auf Johannes gestoßen, der die entsprechenden Skills mitbrachte und den ich schon seit 20 Jahren kannte. Von unserer Idee habe ich ihm in Ischgl beim Après Skifahren erzählt, wenig später hat er sich dann entschlossen, ins Team einzusteigen. Ab diesem Zeitpunkt waren wir drei Gründer.

 

Wo gab es für euch Unterstützung während des Gründungsprozesses? Habt ihr zum Beispiel Förderprogramme oder Wettbewerbe genutzt?

Unsere erste Anlaufstelle war das LINK (Externer Link) – das Gründerzentrum in Landshut. Dort gibt es spezielle Unterstützung für Start-ups aus der Region und ein entsprechendes Netzwerk. Wir haben uns außerdem schon früh mit der Frage der Finanzierung auseinandergesetzt. Dabei sind wir relativ schnell auf das EXIST Gründerstipendium (Externer Link) des Bundeswirtschaftsministerium gestoßen und haben uns beworben. Das haben wir 2020 genehmigt bekommen – was uns während der Corona-Phase sehr geholfen hat. Außerdem haben wir erfolgreich am bayerischen Förderwettbewerb Start?Zuschuss! (Externer Link) Das war für uns besonders in der Frühphase der Gründung sehr wertvoll. Denn jeder Euro Förderung ersetzt einen Euro Umsatz, wodurch man sich auch auf die Entwicklung des Produkts konzentrieren kann. Und momentan profitieren wir noch von einer Förderrichtlinie vom Bundeswirtschaftsministerium namens KoPa4Mobility, bei der es um die Transformation der Automotive-Industrie geht und bei der wir unsere Expertise mit einbringen, uns aber auch einfach mit anderen Start-ups vernetzen können.

„Theoretisch liegen in jedem Unternehmen Datenschätze. Aber diese werden nicht übergreifend genutzt.“

Sprechen wir über euer Geschäftsmodell: Welche Vorteile bietet eure Software-Lösung gegenüber klassischen ERP- und BI-Systemen?

ERP und ähnliche Systeme sind für uns in erster Linie Datenlieferanten. Für unsere Kunden bilden wir zuallererst eine Datenklammer – das heißt, wir ziehen aus vielen verschiedenen Systemen Daten ab. In den meisten Unternehmen hat jede Abteilung ihre eigene Software und theoretisch liegen überall Datenschätze. Aber diese werden, wenn überhaupt, nur in ihren angestammten Bereichen und nicht übergreifend genutzt. Deswegen starten wir zuerst damit, alle diese Daten zusammenzuführen, zum Beispiel aus der Produktion, aus der Instandhaltung und aus der Planung.

 

Und was genau macht ihr im Anschluss mit diesen Daten?

Wir schauen dann aus unserer Perspektive – also aus einer Lean-Management-Perspektive – darauf und analysieren, wo sich Wertschöpfung versteckt und wo nicht. Dabei geht es zum Beispiel um den Einsatz von Personen, Material, Maschinenstunden oder auch von Energieressourcen. Wir finden heraus, wo es eventuell Optimierungspotenziale gibt. Man könnte das mit einem Fitness-Tracker für Industrieprozesse vergleichen. Das Ziel ist es im Prinzip, Verschwendung aufzudecken und zu reduzieren. Das Wissen darüber allein reicht natürlich nicht, deswegen unterstützt unsere Software-Lösung automatisch Maßnahmen, die zu einer Verbesserung beitragen sollen – und trackt danach auch automatisch, ob diese anschlagen. Das reduziert den Aufwand einer manuellen Prüfung durch einen Lean Manager.

 

Bei IFOX geht es auch um Transparenz in betrieblichen Abläufen. Hast du ein praktisches Beispiel, wie eure Lösung den Alltag von Unternehmen beeinflusst?

In der Regel wird unsere Software in den Bereichen Produktion und Logistik genutzt. Allerdings unterstützen wir auch bei der Lean Administration. Ein Beispiel ist der Fall eines Vertriebsteams in einem Unternehmen, das im Bereich Anlagen- und Maschinenbau angesiedelt ist. Dort wird unsere Software als Zeittracker und digitales Tagebuch eingesetzt. Dabei werden, unter anderem, Tätigkeiten kategorisiert und zeitfressendes Micro-Management wird sichtbar. Im genannten Fall führte der Einsatz der Software dazu, dass sich das Unternehmen strukturell neu aufgestellt und so Abläufe optimiert hat. So etwas sehen wir als Bestätigung, dass unsere Gründungsidee relevant ist. Die Voraussetzung ist der Wille zur Transformationsbereitschaft im Unternehmen.

„Wir möchten noch stärker zur Standortsicherung in Deutschland beitragen.“

Für technologieorientierte Start-ups wird das Thema Datensicherheit immer wichtiger. Welche Rolle spielt es bei euch?

Das ist für uns natürlich sehr wichtig. Bei uns ist das aber so: Unsere Software kann zwar als Cloud-Service gekauft werden, wird aber von den meisten Unternehmen derzeit on-premise, also auf den Servern der Kunden installiert. Dadurch verlassen die Daten, die von unserem System verarbeitet werden, das Unternehmen nicht. Das Thema Cyber Security liegt dadurch eher bei den Unternehmen selbst und steht und fällt mit deren Sicherheitsarchitektur. 

 

Für Unternehmen in Hochlohnländern steigt der Druck, wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Innovationskraft von Start-ups gilt dabei als Schlüsselfaktor. Wo ordnet ihr euch in dieser Situation ein?

Unsere Unternehmensstrategie zielt vorrangig auf den Markt im deutschsprachigen Raum ab, inklusive deren Produktionsstandorte im europäischen Ausland. Wir bekommen natürlich mit, dass viele Unternehmen hier Optimierungsdruck spüren. Um zu verhindern, dass zum Beispiel Werke vor Ort geschlossen und verlagert werden, müssen Prozesse dementsprechend produktiver und effizienter werden. Unser Geschäftsmodell zielt genau darauf ab – und wir sehen, dass wir an vielen Stellen bei der Wettbewerbsfähigkeit wirklich unterstützen können. Das Potenzial zur Optimierung ist bei vielen Unternehmen noch immer groß. 

„Fangt an, etwas zu verändern!“

Daran anknüpfend: Welche Vision habt ihr für IFOX Systems in naher Zukunft?

Wir möchten noch stärker zur Standortsicherung in Deutschland beitragen. Wir sind der Überzeugung, dass man nach wie vor noch sehr viele Produkte vor Ort produzieren kann. Mit IFOX Systems möchten wir so viele Unternehmen wie möglich, egal ob in der Metall-, Maschinenbau- oder Automobil-Branche, genau davon überzeugen. Wir möchten sie dabei unterstützen, indem wir ihnen zeigen, dass man mithilfe von ohnehin schon existenten Daten Standorte und Produktionen optimieren kann.

 

Wenn du Unternehmen, die Effizienz steigern möchten, einen Rat geben könntest, welcher wäre das?

Fangt an, etwas zu verändern! Egal ob mit unserer Software oder einer anderen. Man muss keine Lösung haben, die sofort hundertprozentig funktioniert. Hauptsache, man fängt überhaupt erstmal an und ergibt sich nicht dem Stillstand.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Stefan!