Dein Mitgründer war bei der Gründung erst 17 Jahre – du warst 18. Vor welchen besonderen Herausforderungen steht man, wenn man als Schüler gründet?
Wir wussten am Anfang überhaupt nicht, was auf uns zukommt. Die ersten Gespräche mit den Behörden haben uns die Naivität dann ein wenig genommen. Es hat auf Grund unserer besonderen Situation auch wesentlich länger gedauert als wir anfangs dachten. Mein Mitgründer, Jonas, hat die Volljährigkeit erst 1,5 Jahre nach mir erreicht. Für uns beide stand aber fest: Wir gründen nur gemeinsam. Für seine unbeschränkte Geschäftsfähigkeit brauchten wir dann eine Genehmigung vom Familiengericht, die wir beim Amtsgericht in Coburg beantragt haben. Diesen Fall gab es in Coburg so noch nicht. Der Prozess hat insgesamt sechs Monate gedauert. Außerdem mussten wir bei der IHK und der Schule eine Stellungnahme bzw. Empfehlung anfragen. Das Gerichtsurteil hat dann bestätigt, dass mein Mitgründer auch voll geschäftsfähig ist. Damit sind wir ins Gewerbeamt gegangen und haben alles in die Wege geleitet.
Wie sah euer Gründungsprozess aus, wie habt ihr angefangen?
Als wir gegründet haben, waren wir beide noch Schüler. Dadurch war es naheliegend, einfach in der Schule zu arbeiten. Dann kam das Abitur und wir dachten uns: vielleicht sollten wir uns eine Bleibe suchen. In dem Elternhaus von Jonas gab es einen Nebenraum zur Garage. Den haben wir dann in Eigenregie umgebaut. Wir haben gesagt: wir probieren alles mal aus. Im Wand verputzen oder bei Elektroinstallationen waren wir sicher keine Profis. Aber wir haben einfach losgelegt und diese 15 qm dann zu unserem ersten Büro, unserem kleinen Headquarter, gemacht, inklusive Besprechungstisch, Kühlschrank und Kaffeemaschine.
Woher kam bei euch so früh die Begeisterung für EDV und besonders dafür, in so jungen Jahren selbstständig zu sein?
Wir haben uns in der evangelischen Jugendgruppe kennengelernt. Der Diakon hat unsere gemeinsamen Interessen entdeckt und uns zusammengebracht. Ich habe mich schon sehr früh gefragt: Wie funktioniert eigentlich so eine Website und was macht man da? Ich habe damals weder einen naturwissenschaftlichen Zweig belegt noch Informatikunterricht und habe mir alles selber beigebracht, auch das Programmieren. In der Jugendgruppe haben wir gemerkt, wir interessieren uns beide für ähnliche Themen. Daraufhin haben wir einige Projekte umgesetzt, sowohl ehrenamtlich als auch schulisch.
Ist eine Ausbildung bzw. ein Studium trotzdem noch eine Option für euch?
Wir haben von Anfang an gesagt: wir möchten einen Abschluss machen. Deshalb studieren wir jetzt auch beide. Natürlich wird es mit dem Nebengewerbe zeitlich immer schwieriger. Bis zum Bachelor habe ich jetzt noch drei Semester vor mir. Dann möchte ich auf jeden Fall voll in das Unternehmen einsteigen.
Ihr seid in Neustadt zur Schule gegangen und habt euren Firmensitz in Coburg, also einer Stadt mit rund 40.000 Einwohnern. Wie ist die regionale Nachfrage nach euren Leistungen?
Man glaubt es vielleicht nicht, aber der Standort Coburg ist ein starker Wirtschaftsstandort. Wir haben ein super Netzwerk aus Forschung, Bildung und Wirtschaft. Streng genommen ist unser Sitz in Rödental. Der Landkreis hat 80.000 Einwohner, auch hier haben wir starke Unternehmen. Und einiges an Potenzial liegt auch in der Nachbarschaft in Thüringen. Die Regionalität ist für uns ein super Vorteil. In unserem Bereich arbeiten wir auch sehr stark auf Weiterempfehlung. Durch die Vernetzung funktioniert das super! Besonders unsere Zielgruppe der mittelständischen Unternehmen erreichen wir sehr gut. Wir glauben, dass wir mit unseren Dienstleistungen in einer Großstadt weniger Erfolg hätten als hier im ländlichen Raum.
Was ist für euch das Besondere, in Bayern zu gründen? Und wie profitiert ihr vom regionalen Netzwerk?
Natürlich sind wir hier in unserer Heimat. Ich denke aber, wir stehen einer Großstadt in nichts nach. Auch das Netzwerk mit Zukunft.Coburg.Digital zeigt uns, dass das Land Bayern schon viel macht, um in der Fläche zu unterstützen. Außerdem gibt es hier weniger Konkurrenz, wir haben günstige Mieten und stehen im engen Austausch mit dem Netzwerk. Wir möchten ja auch nicht nur die Ballungszentren unterstützen, sondern auch Oberfranken als Wirtschaftsstandort weiterentwickeln.